Befragungsergebnisse der Mirker Quartiersbefragung
Hier findest Du eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Mirker Quartiersbefragung. Die Befragung befasst sich mit den Wohn-, Arbeits- und Lebensrealitäten der Quartiersbewohner*innen sowie mit ihren Vorstellungen und Wünschen für ein lebenswertes Quartier und liefert damit wichtige Erkenntnisse für die kommunalen Planungen der Stadt, die Arbeit lokaler Initiativen und Vereine und nicht zuletzt die am SDE21/22 teilnehmenden Hochschulteams. Wir bedanken uns bei allen bisherigen Teilnehmer*innen und wünschen viel Spaß beim Lesen der Ergebnisse.
Erste Umfragerunde, Sommer 2021
Alle Haushalte im Mirker Quartier erhielten im April und Juli 2021 eine postalische Einladung zur Quartiersbefragung durch die Stadt Wuppertal. Insgesamt sind 1023 Leute der Einladung gefolgt und haben sich zur Mirker Quartiersbefragung angemeldet. Wiederum knapp die Hälfte (505 Personen; Rücklaufquote: 49,4%) nahmen im September/Oktober 2021 an der ersten Umfragewelle teil.
Um die Repräsentativität der Teilnehmer*innengruppe für das Mirker Quartier zu prüfen, wurden die Daten mit offiziellen Statistiken abgeglichen und dann nach Geschlecht, Alter und Migrationshintergrund gewichtet. Das bedeutet, dass die Antworten bestimmter Bevölkerungsgruppen stärker berücksichtigt werden, um eine Gesamtrepräsentativität sicherzustellen. Die auf dieser Seite dargestellten Ergebnisse zeigen die gewichteten Daten an.
Zu den detaillierten Ergebnissen (PDF)
Leben im Mirker Quartier
Die Teilnehmer*innen fühlen sich insgesamt eher mit dem Mirker Quartier verbunden (36,6%). Der Anteil der Befragten, der sich nicht oder wenig mit dem Viertel verbunden fühlt, fällt deutlich geringer aus (7,8%). Auf die Frage, ob sie gerne im Mirker Quartier leben, drückt die Mehrheit der Teilnehmer*innen eine (sehr) starke Zustimmung aus (91,1%).
Als Einstieg in den Fragebogen waren die Teilnehmer*innen dazu eingeladen, die drei ersten Bilder, Dinge oder Wörter, die ihnen zum Mirker Quartier einfallen, aufzuschreiben. Diese freien Assoziationen konnten insgesamt 13 übergreifenden Kategorien zugeordnet werden (nach Häufigkeit der Nennungen geordnet):
- Orte, Gebäude & Akteur*innen (35% der Nennungen), z.B.: Utopiastadt / Mirker Bahnhof, Nordbahntrasse, Café ADA
- Stadtbild (14,4%), z.B. schöne Gründerzeitarchitektur, steile Straßen, dichte Besiedelung, Blick aufs Tal
- Bevölkerung (11%), z.B. Diversität, buntes Viertel, Familien, Studierende, viele unterschiedliche Menschen
- Allgemeine positive Eindrücke / Beschreibungen (8%), z.B. nettes Wohngebiet, entspannte Atmosphäre, lebendig, alternativ, lebenswert
- Probleme rund um die Verkehrsinfrastruktur & Mobilität (5,8%), z.B. Parkplatznot, zu wenig Radwege, viel Verkehr
- Verkehrsanbindung und Lage in der Stadt (4,4%), z.B. zentrale Lage, gute Anbindung, direkter Trassenzugang
- Problemlagen, negative Veränderungen & Sorgen (4%), z.B. Gentrifizierung, Armut, Leerstand, zu viele Besucher*innen, zu wenig Platz
- Emotionale / persönliche Verbindung zum Quartier (4%), z.B. mein Zuhause, Heimat, Kindheit, ‚Mein‘ Stadtteil
- Freizeitmöglichkeiten und -angebote (3,9%), z.B. vielfältige kulturelle Angebote, Kunst, Musik, gemütliche Cafés, Bars und Restaurants
- Zusammenleben & Engagement (3,5%), z.B. gute Nachbarschaft, Gemeinschaft, tolle Menschen, Engagement der Bewohner*innen, Zusammenhalt
- Fehlende Sauberkeit (2,3%), z.B. verschmutzte Hausfronten, Müll, Hundekot
- Positive Entwicklung des Quartiers (2,2%), z.B. Quartier im Aufbruch, viele neue, gute Projekte, viel Potenzial
- Lärmbelästigung (1,4%), z.B. Lärm der A46
Um das Zusammenleben im Quartier zu erfassen, wurden die Teilnehmer*innen nach ihrer Einschätzung zum interkulturellen Zusammenleben, zum sozialen Zusammenhalt, zu den sozialen Unterschieden und zu ihren Nachbarschaftsbeziehungen befragt. Die Mehrheit der Befragten bewertet sowohl das interkulturelle Zusammenleben in der Nachbarschaft (eher gut/sehr gut: 74,2%) als auch den sozialen Zusammenhalt positiv (eher gut/sehr gut: 50,6%). Die sozialen Unterschiede werden jedoch als eher groß (31,2%) oder sehr groß (5,9%) empfunden.
Bei den Nachbarschaftsbeziehungen beschreiben die Teilnehmer*innen den Kontakt zu ihren Nachbar*innen und Mitmenschen im Quartier überwiegend als eher eng („Ich kenne einige der Nachbar*innen näher und man hilft sich auch mal aus.“ – 43%) oder sogar sehr eng („Ich pflege Freundschaften mit einigen Nachbar*innen.“ – 23%). Als nicht eng haben wenige Personen ihre Nachbarschaftsbeziehungen eingeschätzt („Ich kenne niemand in der Nachbarschaft persönlich und grüße auch nicht.“ – 1,3%).
Im Fragebogen wurde außerdem gefragt, wie zufrieden die Teilnehmer*innen mit verschiedenen Aspekten ihrer Wohnumgebung sind. Dabei bewerteten sie vor allem die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel, die Naherholungsmöglichkeiten und das Angebot an Cafés, Restaurants und Bars als positiv. Als besonders negativ wurden hingegen die Parkmöglichkeiten für Pkws, die Sauberkeit im Quartier und die Versorgung mit Pflege- und Alteneinrichtungen eingestuft.
Die Teilnehmer*innen waren dazu eingeladen, aus einer Liste von Faktoren, die ihre Wohnumgebung betreffen, bis zu sieben auszuwählen und nach ihrer persönlichen Wichtigkeit zu ordnen. Folgende Aspekte erhielten die höchste Gesamtpunktzahl (d.h. sie wurden am häufigsten als einer der sieben wichtigsten Faktoren ausgewählt und erhielten innerhalb der sieben Faktoren ein höheres Rating): Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, Nahversorgung und Einkaufsmöglichkeiten sowie Nachbarschaft und soziale Umgebung.
Mobilität
Die Mehrheit der Teilnehmer*innen gibt an, selbst einen Führerschein zu besitzen (77%). Zudem geben 46.8% an, immer Zugang zu einem Auto zu haben (Manchmal: 11.9%; Nie: 13.8%) und 68,2% mindestens ein Auto im Haushalt zu haben. Mitglied bei einem Carsharing-Anbieter ist hingegen nur ein kleiner Teil der Befragten (14%).
In Bezug auf die Verkehrsmittelnutzung zeigt sich die Autonutzung im Mirker Quartier relativ ausgeglichen: Während 48% der Befragten angeben, täglich oder mehrmals die Woche das Auto zu nutzen, gab der gleiche Anteil an, nur selten oder nie auf das Auto zurückgreifen. Carsharing wurde wiederum von der Mehrheit nicht benutzt (73%).
Die öffentlichen Verkehrsmittel wurden zum Zeitpunkt der Umfrage von 38% der Teilnehmer*innen häufig (täglich oder mehrmals die Woche) genutzt. Ein großer Anteil der Befragten gab aber auch an, die öffentlichen Verkehrsmittel eher selten (35,4%) oder sogar nie (21,3%) zu benutzen. Deutlich häufiger wurde hingegen zu Fuß gegangen: Rund 81% gaben in der Umfrage an, täglich oder mehrmals die Woche Wege ausschließlich zu Fuß zurückzulegen.
Ein Vergleich mit der Zeit vor der Coronavirus-Pandemie (d. h. vor März 2020) zeigt, dass zum Zeitpunkt der Erhebung deutlich mehr Wege zu Fuß und mit dem Auto und etwas mehr Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt wurden. Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist dagegen stark zurückgegangen.
Wohnen im Mirker Quartier
Eine ausgeprägte Mehrheit der Befragten gab an, derzeit in einer Mietwohnung (80,9%) und seltener in einer Eigentumswohnung (16,5%) zu wohnen. Die durchschnittliche Zimmeranzahl entspricht dabei 2,8 Zimmer und die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf 47,1 m².
Die meisten der Teilnehmer*innen leben auf dieser Wohnfläche alleine (40,2%) oder mit einem weiteren Haushaltsmitglied (37,8%). Deutlich weniger leben mit (mehr als) zwei weiteren Personen zusammen (18,7%). Größtenteils handelt es sich bei den Mitbewohner*innen um den/die eigene*n Lebenspartner*in (34,8%) und/oder Kinder (11,7%). Weitere 8,9% leben in einer klassischen Wohngemeinschaft und weitere 2,25% mit anderen Verwandten zusammen.
Die Mehrheit der Befragten ist mit ihrer Wohnsituation (sehr) zufrieden (76,5%) oder haben diesbezüglich eine neutrale Einstellung (18,4%). Nur ein sehr kleiner Teil gab an, mit der Wohnsituation (sehr) unzufrieden zu sein (4%). Die Wohnungsgröße empfinden die Teilnehmer*innen dabei überwiegend als genau richtig (55,7%) oder tendenziell als eher/viel zu klein (30,8%). Eine Minderheit der Teilnehmer*innen empfindet ihre Wohnfläche als etwas/viel zu groß (11,4%).
Rund die Hälfte der Befragten (42,3%) hatte zum Umfragezeitpunkt keine Umzugspläne. Weitere 27,9% gaben unkonkrete und 8,1% konkrete Umzugspläne an. Bezüglich ihrer Wohnpräferenzen wünschte sich eine klare Mehrheit zudem in ihrer jetzigen Wohnung (43,4%), in der Mirke (15%) oder in Wuppertal (8,7%) wohnen zu bleiben. Nur vereinzelt gaben Teilnehmer*innen an, in eine gleich große (0,3%), größere (2,2%) oder kleinere Stadt (2,4%) oder aufs Land (5,4%) umziehen zu wollen.
Als Nächstes sollten sich die Befragten vorstellen, sie würden jetzt umziehen: Welche Faktoren wären dabei für sie bei der Wahl ihres Wohnraums am wichtigsten? Die Teilnehmer*innen waren dazu eingeladen, aus einer Liste von Faktoren, die ihren Wohnraum betreffen, bis zu sieben auszuwählen und nach ihrer persönlichen Wichtigkeit zu ordnen. Dabei zeigte sich, dass den Teilnehmer*innen eine passende Wohnungsgröße, ein Balkon/eine Terrasse und eine gute Hausgemeinschaft bei der Auswahl ihres Wohnraums am wichtigsten sind. Ein Gästezimmer und Barrierefreiheit waren hingegen den wenigsten Teilnehmer*innen besonders wichtig.
Erfahrungen mit der Corona-Pandemie
Die Corona-Pandemie hat in den Bereichen Nachbarschaft, Wohnen, und Mobilität für einen großen Teil der Teilnehmer*innen zu keinen Veränderungen geführt (40%, 47,8% und 50,1%). In den Bereichen Nachbarschaft, Wohnen und Arbeit wurden die Veränderungen von rund einem Viertel der Befragten als eher/stark positiv wahrgenommen (26,8%, 22,5% und 28,4%). In den Lebensbereichen Mobilität, Freizeit & Erholung und Einkaufen & Konsumverhalten ergaben sich hingegen gemischte Bilder (Mobilität: eher/stark negativ: 15,9%, eher/stark positiv: 15,6%; Freizeit & Erholung: eher/stark negativ: 31,9%, eher/stark positiv: 26,7%; Einkaufen & Konsumverhalten: eher/stark negativ: 16,2%, eher/stark positiv: 22%;).
Aufgrund der durch die Corona-Pandemie vielerorts neu entstandenen Arbeitssituationen wurde in der ersten Umfragerunde auch das Homeoffice betrachtet. Hierbei zeigt sich, dass 30,6% der Teilnehmer*innen ihre Arbeit prinzipiell auch voll oder teilweise im Homeoffice verrichten könnten, für weitere 22,9% stellt dies allerdings keine Möglichkeit dar (46,6% Enthaltungen). Von den Teilnehmer*innen, die zum Zeitpunkt der Befragung bereits im Homeoffice beschäftigt waren, gaben 17,5% an, derzeit 75-100% ihrer Arbeitszeit im Homeoffice zu verbringen. Ideal wäre für die meisten diesbezüglich eine 50%-Regelung.
Einstellungen & Verhalten
Das Umweltbewusstsein ist bei den Befragten des Mirker Quartiers generell (sehr) hoch (80,4%). Rund die Hälfte (55,6%) würde auch eine Renovierung ihres Wohnraums begrüßen. Eine Mehrheit der Umfrageteilnehmer*innen (66,1%) stimmte außerdem der Aussage, dass ein klimaneutraler Gebäudebestand wichtig ist, um die nationalen Klimaziele zu erreichen, (stark) zu. Eine Reduzierung der eigenen Wohnraumgröße wird demgegenüber von den meisten als nachgelagert für den Klimaschutz empfunden: 28,5% stimmten eher/voll und ganz zu, dass Wohnraumsuffizienz einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz darstellt. Gleichzeitig stimmten 32,3% dieser Aussage eher nicht/überhaupt nicht zu.
Demografische Daten
Die Umfrageteilnehmer*innen wurden zu ihrem derzeitigen Familienstand befragt. Eine große Mehrheit gab an, derzeit Single zu sein (66,1%) oder sich in einer Ehe bzw. einer eingetragenen Lebenspartner*innenschaft zu befinden (21,2%). Nur ein kleiner Teil der Teilnehmer*innen lebt derzeit geschieden (5,7%) oder ist verwitwet (2,1%).
Ein Großteil der Teilnehmenden hat entweder eine Hochschulausbildung (Tertiärbereich; 43,5%) oder einen (höheren) Sekundarabschluss (Sekundarbereich II; 43,5%). Nur wenige der Befragten gaben hingegen an, einen Abschluss im Primär- oder unterem Sekundarbereich zu haben (7,4%).
Eine Mehrzahl der Befragten ist berufstätig (58,6%); ein kleinerer Teil gab an sich zum Zeitpunkt der Befragung in Aus- oder Weiterbildung (15,9%) zu befinden, pensioniert (12,7%) oder nicht berufstätig zu sein (7%).
Als Teil der Umfrage wurde auch die finanzielle Situation und Selbsteinschätzung zur wirtschaftlichen Lage des Haushalts näher betrachtet. Das monatliche Nettoeinkommen der Haushalte liegt bei der Mehrzahl der Befragten zwischen 2000€ und 4000€ (38,6%) oder zwischen 1000€ und 2000€ (22,4%). 68,9% der Teilnehmer*innen schätzen zudem die aktuelle wirtschaftliche Situation ihres Haushalts als (sehr) gut ein (demgegenüber 5,9% als ‚(sehr) schlecht‘ und 18,4% als ‚teils gut, teils schlecht‘). Beim Ausblick zur wirtschaftlichen Situation des Haushalts in einem Jahr reduziert sich dieser Anteil jedoch (gut/sehr gut: 30,5%; teils gut, teils schlecht: 53,4%; schlecht/sehr schlecht: 6,8%).
Die meisten Befragten wohnen bereits seit mehr als zwanzig Jahren in Wuppertal (52,4%). Nur Wenige (11,4%) wohnen höchstens seit zwei Jahren in dieser Stadt. Für das Mirker Quartier ergibt sich diesbezüglich ein anderes Bild: 21,4% der Teilnehmer*innen leben bereits länger als 20 Jahre im Viertel; gleichzeitig lebt ein größerer Anteil weniger als zwei Jahre hier (26%). Eine ähnliche Verteilung wie in der Mirke ergibt sich für die Wohndauer in der aktuellen Unterkunft.