Mirker Quartier
Rund 8.600 Menschen leben im Mirker Quartier, das zentral im Wuppertaler Stadtteil Elberfeld liegt. Die Mirke, wie das Viertel von den Wuppertaler*innen genannt wird, war Dreh- und Angelpunkt des Solar Decathlon Europe 21/22 (SDE 21/22).
Spiegel der urbanen Realität
Das Mirker Quartier zeichnet sich durch eine divergente Bevölkerungsstruktur aus. Im Vergleich zur Gesamtstadt ist der Altersdurchschnitt niedriger (Menschen unter 25: 30% vs. 25%), der Migrant*innenanteil (57,1% vs. 38,8%) und die Arbeitslosenquote (9,9% vs. 6,5%) dagegen höher (Stadt Wuppertal, 2019).
Ein vergleichsweise niedriger Mietzins führt zu einer hohen sozialen Verträglichkeit und bietet Wohnraum für unterschiedliche Lebensmodelle. Studentische und kreative Milieus prägen das Bild. Das Mirker Quartier verfügt über hohes städteräumliches Potenzial. Es besteht vor allem aus typischen Gründerzeitbauten, gemischt mit Nachkriegsgebäuden aus den 1950- und 1960-Jahren.
Wie in anderen Quartieren Deutschlands, gehören die Wohngebäude vor allem Einzeleigentümer*innen. Aufgrund der kleinteiligen Eigentümer*innenstruktur befinden sich die Gebäude in sehr unterschiedlichen Zuständen. Investitionen für energetische Sanierungen und Refinanzierungen werden erschwert.
Kurz gesagt: Das Mirker Quartier zeigt die Umstände auf, die urbane Transformation schwierig machen – und steht damit repräsentativ für eine Vielzahl urbaner Quartiere in Deutschland und Europa. Es bietet den Teams des SDE 21/22 die perfekte Grundlage, konkrete Lösungen für städtebauliche und sozio-ökonomische Herausforderungen der urbanen Energiewende zu entwickeln.
Kreatives Quartier
Gleichzeitig ist das Mirker Quartier ein Beispiel herausragender bottom-up Transformation. Galt das Quartier – u.a. durch erhöhten Leerstand und schlechte Bausubstanzen – lange Zeit als Problemviertel, erlebt es in den letzten Jahren durch das Engagement lokaler Künstler*innen sowie sozialer und gemeinnütziger Initiativen eine Belebung und Dynamisierung.
Inzwischen beheimatet das Mirker Quartier eine Reihe von lokal, aber auch überregional bekannten Sozial- und Kultureinrichtungen. Seine aktive Zivilgesellschaft bietet ideale Voraussetzungen für die Bildungs- und Empowerment-Konzepte des SDE 21/22, die wir gemeinsam mit lokalen Akteur*innen umsetzen.
Insbesondere die 2011 gegründete Initiative Utopiastadt löste viel von der transformativen Energie aus, die das Quartier heute auszeichnet. Utopiastadt betreibt den seit 1996 in seiner eigentlichen Funktion stillgelegten Mirker Bahnhof. Das ehemalige Bahnhofsgebäude und das umliegende Gelände sind zum räumlichen Zentrum für kreative kulturelle und sozio-ökologische Quartiersentwicklung geworden.